Das Projekt

Mit der Entrechtung und Verfolgung von Jüdinnen und Juden im nationalsozialistischen Deutschland ging auch ihre Beraubung einher. Zwangsabgaben wurden erhoben, Besitz beschlagnahmt. Oft waren die Verfolgten aus wirtschaftlicher Not gezwungen, ihr Hab und Gut zu verkaufen, und wer flüchten konnte, musste vieles zurücklassen.

Etliche der geraubten Kunstwerke und Bücher gelangten in öffentliche Sammlungen. Museen kauften sie auf Auktionen, in Galerien oder direkt von den Verfolgten. Teilweise erhielten Museen und Bibliotheken Raubgut von staatlichen Stellen zugewiesen. Die Wege, wie die geraubte Kunst in öffentliche Sammlungen kam, sind so unterschiedlich wie die Schicksale der Menschen, denen sie weggenommen wurde.

Auch heute noch finden sich Kulturgüter, die jüdischen Bürger:innen in der NS-Zeit entzogen wurden, in Museen, Bibliotheken oder Archiven. Dass sie unrechtmäßig in die Sammlungen gekommen sind, war oft über Jahrzehnte nicht bekannt oder wurde verschwiegen. Mitunter bedarf es komplizierter Recherchen, um dies herauszufinden, etwa wenn ein Werk erst viel später im Kunsthandel erworben wurde oder seit der NS-Zeit mehrere Besitzwechsel durchlief.

Bei der internationalen Konferenz in Washington im Jahr 1998 verpflichteten sich 43 Staaten, unrechtmäßig erworbene Gegenstände aus jüdischem Eigentum in ihren öffentlichen Einrichtungen zu identifizieren, die Erb:innen der beraubten Menschen ausfindig zu machen und mit ihnen gerechte und faire Lösungen zu finden. Dies war die Grundlage dafür, die Provenienzforschung, also die Erforschung der Herkunft von Objekten, als eigene Fachrichtung an Museen und anderen Einrichtungen zu etablieren.

Die Provenienzforschung bringt dabei nicht nur die Wege der Kunstwerke, sondern auch die Geschichten der Menschen, denen die Werke einst gehörten, wieder ans Licht. Diese Lebensgeschichten werden in dem multimedialen Projekt „Kunst, Raub und Rückgabe“ erzählt. So sollen die vergessenen Namen wieder im öffentlichen Gedächtnis verankert und den Menschen ihre geraubte Würde zurückgegeben werden.

Für das Projekt haben sich die Stiftung Preußischer Kulturbesitz und die Bayerischen Staatsgemäldesammlungen zusammengetan. Gefördert wird es von der Beauftragten der Bundesregierung für Kultur und Medien. Kooperationspartner sind der Bayerische Rundfunk und der Rundfunk Berlin-Brandenburg.

Kunst, Raub und Rückgabe – Vergessene Lebensgeschichten – Stiftung Preußischer Kulturbesitz (preussischer-kulturbesitz.de)

Stiftung Preußischer Kulturbesitz (SPK)

Die Stiftung Preußischer Kulturbesitz ist eine weltweit renommierte Kultur- und Wissenschaftseinrichtung. Unter ihrem Dach sind fünf Einrichtungen vereint: die Staatlichen Museen zu Berlin, die Staatsbibliothek zu Berlin, das Geheime Staatsarchiv Preußischer Kulturbesitz, das Ibero-Amerikanische Institut und das Staatliche Institut für Musikforschung. Ihre Sammlungen haben universalen Charakter. Der Bund und alle sechzehn Bundesländer tragen und finanzieren die SPK gemeinschaftlich. Sitz der Stiftung ist Berlin.

Die SPK erforscht seit Jahren die Provenienz, also die Herkunft der Objekte in ihren Sammlungen. Dabei werden etwa Fragen des NS-verfolgungsbedingten Entzugs oder zur kolonialen Herkunft von Kulturgütern geklärt, aber auch weitere, zum Beispiel sammlungshistorische Fragen.

Die Provenienzforschung für die Staatlichen Museen zu Berlin ist am Zentralarchiv angesiedelt. Dort forscht ein Team von sieben Provenienzforschenden zur Herkunft der vielen Objekte in den Museen der Kunst, Archäologie und Ethnologie. Die Suche nach Kunstwerken, die in der Zeit des Nationalsozialismus geraubt wurden, ist dabei ein wichtiger Schwerpunkt.

Das Zentralarchiv ist zudem aufgrund seiner Kompetenz zur Geschichte der Museen und des Kunsthandels sowie wegen seiner Archivbestände eine wichtige Quelle für andere deutsche und internationale Museen, die sich mit der Frage der Herkunft ihrer Objekte beschäftigen.

Bei der Staatsbibliothek zu Berlin betreibt die Abteilung Historische Drucke die Provenienzforschung als ein gesondertes Aufgabengebiet. Im Projekt „Reichstauschstelle“ erforschte die Staatsbibliothek auch ihre eigene Erwerbungs- und Verteilungspolitik in den Jahren 1933 bis 1945.

Wenn Kulturgüter ihren Eigentümer:innen in der Zeit des Nationalsozialismus verfolgungsbedingt entzogen wurden, sucht die SPK gemeinsam mit den Erb:innen nach gerechten und fairen Lösungen im Sinne der Washingtoner Prinzipien. Seit 1999 hat sie über 50 Restitutionsbegehren sowie zahlreiche proaktiv erforschte Fälle bearbeitet und dabei mehr als 350 Kunstwerke und rund 2.000 Bücher an die Berechtigten zurückgegeben (Stand: September 2023). Im Rahmen der unterschiedlichen Lösungswege konnten einige Werke auch in den Sammlungen bleiben: teils aufgrund der mit den Erb:innen getroffenen Vereinbarungen, teils durch Ankauf für die Sammlung nach der Rückgabe.

Provenienzforschung und Eigentumsfragen – Stiftung Preußischer Kulturbesitz (preussischer-kulturbesitz.de)

Provenienzforschung | Staatliche Museen zu Berlin (smb.museum)

Provenienzforschung (staatsbibliothek-berlin.de)

Bayerische
Staatsgemälde-
sammlungen

Die Bayerischen Staatsgemäldesammlungen betreuen einen wesentlichen Teil des Gemälde- und Kunstbesitzes des Freistaates Bayern sowie die dazugehörigen Münchener Museen: die Alte Pinakothek, die Neue Pinakothek, die Sammlung Moderne Kunst in der Pinakothek der Moderne, die Sammlung Schack, das Museum Brandhorst und darüber hinaus zwölf Staatsgalerien in ganz Bayern.

Seit 1999 beschäftigen sich die Bayerischen Staatsgemäldesammlungen mit Provenienzforschung. 2008 wurde dafür ein Referat eingerichtet, das mittlerweile zweieinhalb Stellen umfasst.

Gemäß der Grundsätze der Washingtoner Konferenz prüfen die Bayerischen Staatsgemäldesammlungen ihre Bestände in den Pinakotheken und Zweiggalerien, um festzustellen, ob sich darunter während des Nationalsozialismus unrechtmäßig enteignete Kunstwerke aus ehemals jüdischem Besitz befinden, die restituiert werden können. Zielsetzung ist eine möglichst lückenlose Dokumentation der Provenienzen, die die Aufklärung von Eigentumsverhältnissen erleichtert.

Das Referat Provenienzforschung bearbeitet zusätzlich zur systematischen Bestandsrecherche für 7.000 Werke (Gemälde und Skulpturen) sowohl eingehende Restitutionsforderungen als auch proaktiv aufgefundene Fälle. Es meldet diese wegen Verdacht auf verfolgungsbedingten Entzug der Internet-Datenbank www.lostart.de und tritt – sofern möglich – an die Anspruchsberechtigten heran. Zudem werden provenienzrelevante Vorgänge wie Neuankäufe von vor 1945 entstandenen Kunstwerken, Ausleihen, Datenbankeinträge und Katalogeinträge be- und erarbeitet. Seit 1998 konnten 22 Werke an ihre rechtmäßigen Eigentümer:innen restituiert werden (Stand September 2023).

Provenienzforschung (pinakothek.de)

Bayerischer Rundfunk (BR)

Über acht Millionen Menschen in Deutschland entscheiden sich täglich für den Bayerischen Rundfunk. Seit 1949 steht er für verantwortungsvollen Journalismus und gut gemachte Unterhaltung. Seine großen Stärken: Information, Kultur, Bildung und eine feste Verankerung in ganz Bayern.

Der BR – das sind zwei Fernsehprogramme, fünf Hörfunkwellen, mehrere digitale Radioprogramme, ein Content Netzwerk für junge Menschen, zwei ausgezeichnete Orchester und ein gefeierter Chor. Dazu kommt ein vielfältiges multimediales Online-Angebot – mit dem BR Channel in der ARD Mediathek, Social Media-Angeboten, Podcasts und Apps (darunter die BR24 App, mit der man sich seine persönliche Nachrichtenwelt zusammenstellen kann, und die BR Radio App mit allen Radioprogrammen des BR).

Der Bayerische Rundfunk gehört zu den größten Kulturinstitutionen des Freistaates Bayern und hat viele Partnerschaften mit Kultureinrichtungen und -veranstaltungen. Mit seinen Angeboten leistet der BR einen wichtigen Beitrag zur kulturellen Bildung, Aufklärung und zur Erinnerungskultur. In enger Kooperation mit Museen und anderen wissenschaftlichen Institutionen entstehen hochwertige und bewegende Hör- und Filmprojekte.

Rundfunk Berlin-Brandenburg (rbb)

Der Rundfunk Berlin-Brandenburg (rbb) ist die öffentlich-rechtliche Landesrundfunkanstalt für Berlin und Brandenburg. Der rbb bietet ein regionales Fernsehprogramm und die Radioprogramme Antenne Brandenburg, rbb 88.8, Fritz, radioeins, rbb24 Inforadio, rbbKultur und Cosmo. Darüber hinaus gibt es diverse multimediale Online-Angebote – von Podcasts und Apps (z.B. rbb|24-App) bis hin zu Social-Media-Formaten auf verschiedenen Plattformen. An den Standorten Berlin und Potsdam-Babelsberg produziert der rbb den Großteil seines vielfältigen Programms. Die Regionalstudios in Cottbus und Frankfurt (Oder) sowie die Regionalbüros in Perleberg und Prenzlau liefern aktuelle Berichte und Hintergründe aus ihrer Umgebung.

Im Ersten setzt der rbb mit fiktionalen Produktionen aus Berlin und Brandenburg, mit investigativen Recherchen und regionaler Berichterstattung wichtige Akzente. In die ARD Mediathek fließen z.B. hochkarätige Dokumentationen ein. Der rbb beteiligt sich darüber hinaus an 3sat, ARTE, KiKA und PHOENIX sowie ARD Digital. Eine zentrale Rolle kommt dem rbb zudem bei der Berichterstattung über Mittel- und Osteuropa, insbesondere über das Nachbarland Polen, zu.

Der rbb versteht sich als Partner und aktiver Förderer von Kunst und Kultur in Berlin und Brandenburg, sichtbar beispielsweise in der Initiative LEUCHTSTOFF: Hier unterstützen der Rundfunk Berlin-Brandenburg und das Medienboard Berlin-Brandenburg Filmschaffende und Filmstoffe aus der Region.

Kontakt

Die Mediathek der Erinnerung der Stiftung Preußischer Kulturbesitz und der Bayerischen Staatsgemäldesammlungen soll langfristig wachsen und offen für andere Museen, Kultur- und Wissenschaftseinrichtungen in Deutschland sein, die ebenfalls Provenienzforschung zur NS-Raubkunst betreiben.

Hier können Sie Kontakt mit uns aufnehmen:

Stiftung Preußischer Kulturbesitz – Projektleitung

Koordination und Redaktion:
Dr. Anke Lünsmann – a.luensmann@hv.spk-berlin.de

Presse:
Birgit Jöbstl – b.joebstl@hv.spk-berlin.de

Bayerische Staatsgemäldesammlungen

Koordination und Redaktion:
Dr. Julia Devlin – Julia.Devlin@pinakothek.de

Presse:
Tine Nehler – Tine.Nehler@pinakothek.de